Violettblättriger Feen-Nabeling  
Chromosera cyanophylla (Fries) Redhead, Ammirati & Norvell
Funddaten:
17.07.2012, MTB 7625/1/2/3, Ermingen - Spitalwald, 9°52'40.2'' Ost, 48°22'48.4'' Nord, 600 ü. NN, gesellig - büschelig an optimal- bis finalmorscher Fichtenstubbe (Picea abies), leg. RIKA SEIBERT (nicht bestimmt).

Fundort:
Wirtschaftswald; umgebauter Fichtenforst mit Buchen und Kiefern auf Parabraunerde über Süßwassermolasse (Tertiär)

Verbreitung:
Augenscheinlich selten. Letzter Nachweis für BaWü von 1962!. Mittlerweile in vergleichbaren Biotopen mehrfach gefunden. Sehr wahrscheinlich nicht so selten, aber oft übersehen oder mit anderen Holz-Nabelingen verwechselt (Chrysomphalina grossula, Omphalina discoroea).

Weitere Funddaten: Kartenausschnitt von OpenStreetMap: www.osm-wms.de
  • ENDERLE (2004) gibt für MTB 7527 des Ulmer Raumes einen Fund-Nachweis von 1986 an (bei Leipheim).
Funddaten der bearbeiteten Kollektion:
22.08.2013, gleicher Fundort -> siehe oben, einzeln, gesellig - büschelig an optimal- bis finalmorschen Fichtenstubben und am Boden liegenden Stämmen (Picea abies), leg. RIKA SEIBERT, det. LOTHAR KRIEGLSTEINER & J. MARQUA.

Beschreibung:
Hut 15-20 mm breit, jung flachkonvex, älter konvex bis flachglockig mit eingesunkener Hutmitte oder Nabel, durch die Verfärbungen hygrophan wirkend, feucht schleimig, angetrocknet matt, farblich sehr variabel, jung bräunlich mit lilafarbenem Schimmer (-> Verwechslung mit Omphalina discorosea!), älter gelblich, auch mit grünblauen Verfärbungen (besonders der Hutrand) oder ganzer Hut auch jung grünbläulich, Hutrand deutlich gestreift. Lamellen mäßig dicht stehend, am Stiel kurz herablaufend, jung rosaviolett, älter schmutzig ausfärbend, auch grünlich oder (cyan)bläulich, schließlich Exemplare mit sehr hellen, fast cremeweißlichen Lamellen! (-> Verwechslung mit Chrysomphalina grossula!). Stiel 10-15 x 1,5-2mm, zylindrisch, basal oft etwas "scheibig" verdickt mit weißlichem, und auch lilafarbenem Mycelfilz, jung bräunlich mit violettem Stich, aber auch gelb, apikal meist mit Lilatönen, älter zu honigbraun umfärbend, oft gebogen wenn seitlich am Substrat wachsend, feucht deutlich schleimig.

Sporen [95% • 29 • SAP • v • H2O(nat)]: 5,9-7,1-8,3(8,8) x 3,3-3,9-4,4 µm; Q = 1,5-1,8-2,2; Vm = 55 µm³; dacryoid mit deutlich ausgezogenem Apikulus, hyalin, glatt, dünnwandig, kongophil, leicht dextrinoid. Basidien 21-29 x 4-5 µm, zylindrisch - schlank keulig, 4-sporig. Keine Zystiden gesehen. Schnallen in der HDS vereinzelt auffindbar. HDS eine Ixocutis, Hyphen 2,5-4 µm breit, verzweigt, mit gelbem Pigment, welches intrazellulär aber auch inkrustierend vorliegt. Hyphen der Huttrama 10-15 µm breit, ohne Pigment, mit Schnallen. Hyphen der Lamellentrama 10-15 µm breit, mit Melzer dextrinoid.

Anmerkungen:
Die meisten von Ch. cyanophylla bewachsenen Stubben und Stammfragmente waren vom Nordischen Porling befallen (Climacocystis borealis) und sehr feucht. Bemerkenswert war auch das häufige Vorkommen der roten Waldameise.

Systematische Einordnung:
Reich: Fungi
Abteilung: Basidiomycota
Klasse: Agaricomycetes
Ordnung: Agaricales
Familie: Hygrophoraceae
Gattung: Feen-Nabelinge (Chromosera)

Basionym:
Agaricus cyanophyllus Fr.

Synonyme:
Omphalia cyanophylla (Fr.) Quél.
Omphalina cyanophylla (Fr.) Quél.
Omphalina cyanophylla (Fr.) Courtec. & Bon
Agaricus lilacifolius Peck
Mycena lilacifolia (Peck) A.H.Sm.

Verwendung:
Kein Speisepilz.

Schutzstatus:
Rote Liste Kategorie R für Deutschland (= extrem selten).

Literatur:
  • GRÖGER, F. (2006) - Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa. Teil 1. Regensburger Mykologische Schriften.
  • KRIEGLSTEINER, G. J. (2000) - Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 3. Ulmer-Verlag.
  • LUDWIG E. (2001) - Pilzkompendium Band 1 Beschreibungen. IHW-Verlag 758 Seiten.

(Jürgen Marqua)

Junge Fruchtkörper auf morschem Holz
 
Junger Fruchtkörper auf morschem Holz
 
Büschelige Frk. (JM2085)
 
Detailansicht d. Hutrandes
 
Tafel m. Mikromerkmalen (JM2085)
 
Tafel m. Mikromerkmalen (JM2085)
 



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