Mutterkorn  
Claviceps purpurea (Fries) Tulasne
Funddaten:
02.09.2009, MTB 7723/1/3/4, Oberwilzingen - Bising, 9°39'16.9'' Ost, 48°16'51.6'' Nord, 617 ü. NN, Sklerotien in den Ähren der Waldgerste (Hordelymus europaeus), leg. & det. J. MARQUA, conf. DETLEF EMGENBROICH & HARRY REGIN.

Fundort:
Buchenmischwald mit Fichten auf Braunerde-Rendzina über Juranagelfluh.

Verbreitung:
Verbreitet und häufig, aber oft übersehen.

Beschreibung:
Schwarzbraune längliche und sehr harte Sklerotien in den Ähren von Gestreidearten (Roggen, Gerste, Weizen, seltener Hafer), manchmal mit einer Art Keimschlauch an der Spitze. Aus den abgefallenen Sklerotien bilden sich nach der Winterruhe die gestielten Ascoma (Perithecien) aus. Perithecien in Stiel und Köpfchen gegliedern, Stiel purpurn überlaufen, längsfaserig - glatt. Köpfchen 1-3 mm Ø, kittfarben bis gelblich, reif auch etwas orange, fein punktiert.

Sporen: filiform, lang, hyalin, reif septiert. Asci 8-sporig, Sporen liegen parallel, J-.

Systematische Einordnung:
Reich: Fungi
Abteilung: Ascomycota
Klasse: Sordariomycetes
Ordnung: Hypocreales
Familie: Clavicipitaceae
Gattung: Mutterkorn (Claviceps)

Basionym:
Sphaeria purpurea Fr.

Synonyme:
Cordyceps purpurea (Fr.) Berk.
Pseudocenangium purpureum (Fr.) A. Knapp

Verwendung:
Giftig! Der Mutterkornpilz produziert giftige Alkaloide (Ergotamin), die zu der Krankheit Ergotismus (Antoniusfeuer, Mutterkornbrand) führen können, mit Symptomen wie Darmkrämpfen, Halluzinationen und Absterben von Fingern und Zehen aufgrund von Durchblutungsstörungen. 5 bis 10 Gramm frisches Mutterkorn können für einen Erwachsenen tödlich sein.

Trivia:
Die Bezeichnung Mutterkorn fußt auf der früheren Verwendung als Abtreibungsmittel (Wirkung auf die Gebärmutter), da die Inhaltsstoffe wehenauslösend sind. Im 17. Jahrhundert wurde die Droge in die Praxis von Heilern oder Badern eingeführt. Aus dem Pilz kann Lysergsäure gewonnen werden, aus der die Droge LSD hergestellt werden kann.

Literatur:
  • Baral, H.O., Baral, O. & Marson, G. (2003) - In vivo veritas. Over 5800 scans of fungi and plants (microscopical drawings, water colour plates, slides), with material on vital taxonomy. 2nd edition. CD-ROM.
  • BREITENBACH J. & F.KRÄNZLIN (1991) - Pilze der Schweiz. Band 1. Ascomyceten. Verlag Mycologia Luzern.

(Jürgen Marqua)

Sklerotium auf Waldgerste (JM1098)
 
Sklerotium auf Waldgerste (JM1098)
 
Frk. aus Sklerotium (JM2403)
 
Frk. aus Sklerotium (JM2403)
 
Vergr. Ansicht d. Frk. (JM2403)
 
Tafel m. Mikromerkmalen (JM2403)
 



zurück
zur Startseite