Ohrlöffel-Harpunenschwamm  
Hohenbuehelia auriscalpium (R.Maire) Singer
Funddaten:
15.10.2014, MTB 7524/3/3/3, Ingstetten - Schachen, 9°40'19.8'' Ost, 48°24'43.9'' Nord, 750 ü. NN, gesellig auf Holzmulm und Erde einer finalmorschen Stubbe (Wacholder?), leg. & det. J. MARQUA.

Fundort:
Wacholderheide mit Einzelgehölzen auf Rendzina und verlehmtem Boden (Kalksteinverwitterungslehm) über Massenkalk.

Verbreitung:
Gilt als selten. Nur zwei weitere Funde aus Baden-Württemberg.

Weitere Funddaten:
  • ENDERLE (2004) gibt einen Fund aus dem Gögglinger Wäldle an (Ulm-Wiblingen).
Beschreibung:
Basidiocarp pleurotoid mit seitlichem, apikal abgeplattetem und basal sich verjüngendem (und dort auch zylindrischen) Stiel, Hut -50(60) mm breit, zungenförmig, aber auch fast kreisförmig, junge Exemplare mit glattem Rand, ältere Exemplare flatterig und leicht ausgebuchtet und mit fein gesäumten (umgebogenen) Hutrand (clitocyboid), Huthoberfläche matt und feinsamtig, grobschuppig aufreissend, an manchen Stellen mit dunkelbraunen - schwärzlichen Schüppchen, ockerbraun - graubraun, Hutrand bei jungen Exemplaren wie bereift. An Fraßstellen erscheint das hellere, ockerfarbene Fleisch. Lamellen sehr dicht gedrängt und zahlreich, mit Lamelletten untermischt, weit am Stiel herablaufend, hell creme - weißlich mit leicht bewimperten Schneiden, Lamellen teils gabelig in den Stiel laufend, basal in filzige Rippen übergehend. Geruch der frisch gepflückten Frk. sehr mehlig, aber mit etwas grasartiger Komponente. Trama ockerfarben, dünnfleischig, starker mehliger Geruch! Geschmack stark, dumpf und sehr unangenehm mehlig, mild. Spp weißlich - creme.

Sporen [95% • 23 • SAP • v • H2O(nat)]: 4,9-5,6-6,4(6,6) x 3,1-3,8-4,5 µm; Q = 1,2-1,5-1,7; Vm = 42 mµ³; breitellipsoid - subglobos, hyalin, glatt, dünnwandig, inamyloid. Basidien 4-sporig, keulig, Hyphensepten mit Schnallen. Lamellenschneide mit zahlreichen langen Methuloiden bestückt (Harpunen), lanzettförmig, dickwandig und apikal inkrustiert. Cheilozystiden zahlreich und sehr variabel; flaschenförmig, zylindrisch, auch verzweigt. Fangknoten vom "Sanduhrtyp", gestielte Köpfchen mit Klebhülle.

Besonderes:
Hohenbuehelia auriscalpium fängt sich kleine Nematoden (Fadenwürmer) als Nahrungsergänzung. Dies gelingt ihm mit sogenannten "Fangknoten" (Fk), kleine Zellauswüchse, die von einer Klebmasse umgeben sind, an denen vorbeischlängelnde Fadenwürmer hängen bleiben und vom Pilz verdaut werden (der Pilz wächst durch die Mundöffnung des Wurmes in ihn hinein und verdaut ihn dann von innen).

Systematische Einordnung:
Reich: Fungi
Abteilung: Basidiomycota
Klasse: Agaricomycetes
Ordnung: Agaricales
Familie: Pleurotaceae
Gattung: Erdmuschelinge (Hohenbuehelia)

Basionym:
Pleurotus auriscalpium Maire

Synonyme:
Acanthocystis auriscalpium (Maire) Konrad & Maubl.>
Pleurotus petalodes f. auriscalpium (Maire) Pilát>
Pleurotus petaloides f. auriscalpium (Maire) Pilát

Verwendung:
Kein Speisepilz.

Literatur:
  • KRIEGLSTEINER G. J. & A. KAISER (2000) - Die Großpilze Baden - Württembergs.Band 3: Ständerpilze: Blätterpilze I. Eugen Ulmer.
  • LUDWIG E. (2001) - Pilzkompendium Band 1 Abbildungen. IHW-Verlag 192 Seiten 188 Tafeln. S. 47.
  • ENDERLE M. (2004) - Die Pilzflora des Ulmer Raumes. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm. ISBN 3-88294-336-X.
  • GRÖGER F. (2006) - Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa. Teil 1. Regensburger Mykologische Schriften. Band 13. ISSN 0944-2820.
  • KNUDSEN H. & J. VESTERHOLT (2008) - Funga Nordica. Agaricoid,boletoid and cyphelloid genera. Nordsvamp. Copenhagen.

(Jürgen Marqua)

Frk. auf Holzmulm (JM2345)
 
Vergr. Ansicht d. Frk. (JM2345)
 
Ansicht d. Lamellen (JM2345)
 
Ansicht d. Huthaut (JM2345)
 
Tafel m. Mikromerkmalen (JM2345)
 
Tafel m. Mikromerkmalen (JM2345)
 



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