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Ehingen. Pilzforscher aus ganz Europa sind im Herbst in Ehingen zu Gast. Es geht um den Pilz des Jahres,
den Blaugestiefelten Schleimkopf. Er mag den kalkigen Boden, die lichten Buchenwälder: Der Blaugestiefelte
Schleimkopf, auch Schleiereule genannt, ist ein Kind der Alb. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie
(DGFM) hat den Blaugestiefelten Schleimkopf zum Pilz des Jahres 2010 ernannt - und das wegen Ehingen, sagt
Thaddäus Bamberger, stellvertretender Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Ehingen. Der Nabu richtet in Ehingen
im Herbst eine Cortinarien-Tagung aus. Cortinarien, Haarschleierlinge, sind eine Gattung, zu der auch der
Blaugestiefelte Schleimkopf gehört. Jedes Jahr finden diese Tagungen statt, hinter der der Europäische
Pilzverein mit dem französischen Namen Journées européennes du Cortinaire (JEC) steht. Im vergangenen Jahr
trafen sich die Pilz-Sachverständigen in Ungarn, zuvor in Frankreich und in Schweden. Dass Ehingen in diesem
Jahr an der Reihe ist, stehe schon seit einiger Zeit fest, berichtet Bamberger, der sowohl in der
Mykologie-Gesellschaft als auch im Europäischen Pilzverein Mitglied ist.
Die weiteren Mitglieder kommen aus vielen europäischen Ländern, in Ehingen werden etwa 100 Gäste erwartet.
Nicht nur die Nabu-Ortsgruppe, sondern auch die Arbeitsgruppe Ulmer Mykologen und die Pilzvereine Stuttgart
und Tuttlingen sowie die Ehinger Jürgen Marqua und Christian Fischer sind derzeit damit beschäftigt, das
Programm für die einwöchige Tagung auf die Beine zu stellen. Vormittags geht es in die Natur: Mit Bussen
oder Privatautos fahren die Teilnehmer in den Wald, zum Beispiel auf die Alb. Dann wird nach Pilzen gesucht.
An den Nachmittagen werden diese untersucht und bestimmt. Auch Ausflüge ins Oberland, in das Federseegebiet
und ins Illertal sind vorgesehen. "Man erwartet ja immer Überraschungen", sagt Bamberger. Besondere Exemplare
werden konserviert, manche andere für den Verzehr verwendet oder wieder in den Wald zurückgebracht.
Auch gilt es, ein Unterhaltungsprogramm für die Begleiter der Tagungsgäste zu organisieren. Eine Stadtführung,
ein Besuch am Blautopf oder im Hohlen Fels ist zum Beispiel angedacht. In vier Wochen sollen die Einladungen
verschickt werden - die Erwartungen sind groß. Wenn sich die Tagung als gut erweise, könne Ehingen vielleicht
öfter Tagungsort sein, sagt Bamberger. So wird nicht nur der Präsident des internationalen Vereins JEC, Prof.
Karl Kob aus Bozen, erwartet, sondern auch Prof. Ewald Langer, Präsident der deutschen Mykologen.
Die örtliche Gastronomie und Hotellerie profitiere auch - denn die Gäste sollen so nah wie möglich
untergebracht werden. Schirmherr ist OB Johann Krieger. Für die Öffentlichkeit wird im Anschluss an die
Tagung eine große Ausstellung in der Lindenhalle gestaltet, mit dabei sind Jäger, Imker und Fischer.
Was passen muss, ist das Wetter. Denn wenn das nicht mitspielt, haben die Gäste nicht viel Freude in den
Wäldern. Bleibt es Wochen zuvor zu trocken, gibt es kaum Pilze zu finden. "Drei Wochen vorher sollte es eine
Woche gießen", sagt Bamberger. In der Tagungswoche sollte es trocken sein. Damit sich die Gäste im Wald und
auf der Alb keine kalten Füße holen.
Info
Die Cortinarien-Tagung in der Ehinger Lindenhalle findet von Sonntag, 26. September, bis Sonntag, 3. Oktober,
statt. Die Ausstellung ist für Samstag, 2., sowie Sonntag, 3. Oktober, geplant.
(Autor: Julia-Maria Bammes)
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